Text: Ilse und Georg Schmidt (Mortesdorfer)
Deutsch: Mortesdorf
Ungarisch: Mártontelke
Rumänisch: Motiş
Der Sage nach soll Mortesdorf früher an einem andern Ort gestanden haben, und zwar dort, wo heute der Flurname "beim Glockenbrunnen" daran erinnert. Häuser, Menschen, Kirche und Turm sollen versunken sein. Nur wer sich in der Christnacht um 12 Uhr dort aufhalte, könne die Christglocke läuten und die Adjuvanten das "Puer natus" spielen hören - so wird den Kindern erzählt.
Erste urkundliche Erwähnung des Ortes als "villa Morteni", er ist im Besitz der sächsischen Gräfen Nikolaus und Johann von Talmesch.
Folgende Ortsnamenbezeichnungen sind urkundlich festgehalten:
Schon im 14. Jahrhundert ist Mortesdorf in die Hände von ungarischen Adligen gekommen: als Besitzer von "Martontelke" befinden sie sich im Hattertstreit mit den Bewohnern von Wurmloch. Weitere Hattertstreitigkeiten sowie Flurbegehungen und neue Festlegung der Grenzen ziehen sich durch mehrere Jahrhunderte hin.
Im Zusammenhang mit dem Zehntstreit der Pfarrer des Schelker Kapitels gegen den Weißenburger Bischof wird unter den Pfarrern dieses Kapitels auch Georg von Mortesdorf, Pfarrer der Martinskirche von Mortesdorf ("ecclesia sancti Martini de villa Mortini") genannt. Bis vor den Papst, damals beim Kirchenkonzil in Konstanz am Bodensee, sind die Vertreter der Pfarrerschaft gelangt, der entscheidet den Streit zu Gunsten des Schelker Kapitels.
Bei der Aufteilung des Hattertgebietes der untergegangenen Gemeinde Weißendorf an die benachbarten Gemeinden wird auch Mortesdorf beteiligt.
Mortesdorf gehört nicht dem Königsboden an, sondern liegt auf "Komitatsboden", das hat zur Folge, dass es bis zur Aufhebung der Leibeigenschaft im Jahre 1848 wie ein Spielball der adligen Grundherrschaft ist. Trotzdem haben die Mortesdorfer einige Privilegien, ähnlich den freien Bürgern auf Königsboden, die ihnen der Fürst Rákoczy I. bestätigt; der Landtag nimmt diese ohne Widerspruch an und bestätigt sie auch 1811 noch einmal. Somit haben sie das Recht der Freizügigkeit (Recht auf Ortswechsel), auf eigene Gerichtsbarkeit sowie das Recht des Verkaufs der Häuser und Weingärten. Die Jugendlichen haben das Recht, ein Handwerk zu erlernen und in Zünfte einzutreten.
Als die erste große Ausreisewelle nach Amerika beginnt, und weitere darauf folgen, werden auch die Mortesdorfer davon erfasst; zwischen 1906 und 1916 sind z.B. 68 Personen ausgewandert, von denen nur 20 wieder zurück kommen.
Ein neues Schulgebäude wird gebaut. Erste Aufzeichnungen btr. Schule in Mortesdorf gehen bis ins 16. und 17. Jahrhundert zurück, als Mortesdorfer Jugendliche höhere Schulen in siebenbürgischen Städten (Hermannstadt, Kronstadt) und sogar in Wien besuchen.
Das Pfarrhaus wird errichtet.
Ein kirchlicher Gemeindesaal wird gebaut, auch mit einer großzügigen Spende der nach Amerika Ausgewanderten.
Mortesdorf erlebt dieselben negativen Auswirkungen der beiden Weltkriege wie das gesamte sächsische Volk. Zwar ist es durch seine Lage weitab von Heerstraßen kein Kriegsschauplatz, muss aber auch viele Verluste hinnehmen.
Enteignung von Grund (Acker, Wiesen, Wald), Wirtschaftsgeräte, Haustiere...
Kolonisten kommen in die sächsischen Dörfer: 60 Familien Motzen aus den Westkarpaten werden in die Häuser der Mortesdorfer einquartiert.
Erst 1956 müssen sie ausziehen, nur 5 Familien bleiben im Ort. 1957 ziehen auch die Rumänen und Zigeuner aus den sächsischen Häusern aus.
Erste Währungsreform nach dem 2. Weltkrieg, 1952 erfolgt die 2.
Schulreform: die Schulen gehen in den Besitz des Staates über.
Nach dem neuen Agrargesetz arbeiten die Mortesdorfer erst als Tagelöhner bei der hier gegründeten Staatsfarm, ab 1950 werden die ersten fest eingestellt. Häuser im Zentrum und das Pfarrhaus werden dafür enteignet. Ein staatlicher Kindergarten wird eingerichtet, der erst 1968 endgültig aus dem Pfarrhaus auszieht und nach Wurmloch verlegt wird.
müssen immer mehr Mortesdofer in eine Genossenschaft, später Kollektivwirtschaft (LPG), eintreten; auch dafür werden Gehöfte enteignet.
Von der Staatsfarm wird zwischen Wurmloch und Mortesdorf ein Weinberg und ein Obstgarten von jeweils mehr als 100 Hektar angelegt. Davon wird ab den 1960er bis Ende der 1980er Wein und viele Obstsorten exportiert. Berühmtheit erlangen auch die Wurstwaren, die ab 1971 in der kleinen Metzgerei ("Carmangerie") produziert werden.
werden alle Haushalte ans Stromnetz angeschlossen.
Die Straße zwischen Wurmloch und Mortesdorf wird geschottert, so dass ab 1964 der Autobus von Mediasch bis Mortesdorf fahren kann. Das ermöglicht den vielen Pendlern, zu ihren Arbeitsplätzen in den Industriebetrieben in Klein-Kopisch und Mediasch zu fahren.
verursachen starke Niederschläge in Mortesdorf Erdrutschungen, so dass etliche Häuser abgerissen und der Treppenaufgang zum Friedhof verlegt werden müssen. Zugleich wird der Friedhof vergrößert, als Grabstätte wird er aber nicht mehr gebraucht.
Nach dem Auszug des Kindergartens aus dem ganzen Pfarrhaus erfolgen größere Änderungsarbeiten im Haus und im Hof. Ein Teil des Pfarrhofes wird für den Bau eines Dorfladens abgegeben.
Ihr Wachstum im Laufe der Jahrhunderte ist erkennbar:
Quellen:
Archiv des Evangelischen Pfarramtes in Mortesdorf: Gedenkbuch
Schriften der Historiker Dr. Hellmut Klima und Gernot Nussbächer
Michael Lösch: "Mortesdorf, eine siebenbürgisch-sächsische Gemeinde auf Adelsboden im Kontext ihrer Volksgeschichte"
Dr. Dietmar Plajer: "Bis vor den Papst. Ein Blick in die Vergangenheit von Mortesdorf"